gefunden auf meinem WG Klo in Bremen.
Archiv des Autors: Steinmädchen
Armer Penis
Ein Gespenst geht umher – der unterdrückte Penis! Dieser Zeit-Artikel, schon über verschiedene Kanäle in meinem Browser gelandet, treibt mich dezent zur Weißglut, wer schreibt den so einen Schmu? Ich habe mal meine Favorit-Fails rausgepickt und kommentiert. Sprachlich sicherlich keine gewandte Ausdrucksweise, verzeiht, aber einen gewissen Zynismus über diesen unreflektierten Scheiß lässt sich einfach nicht vermeiden.
FAIL 1
„Frauen, scheint es, muss man ja nicht lange bitten: Sie ziehen sich aus, sobald sich ihnen eine Gelegenheit bietet.“
Äh. Klar. Unverklemmte Normalität. Hat gar nichts machtvolles an sich. Frauen sind defintiv die Gewinnerinnen in der Situation.
FAIL 2
„Die Normalität in der Bilderwelt sieht so aus: Frauen zeigen ihre Brüste, Männer zeigen nichts.“
Ähm. Schon mal im Sommer draußen gewesen? Da gibts das sogar live! So viele nackte Männerbrüste will ich einfach nicht sehen. Oh. Ich vergass. Ist natürlich total was anderes. Dem Artikel nach ist dass dann keine erotische Halbnacktheit oder so ähnlich. So gibt es auch nie erotisch posierende Männer, vorzugsweise im Strandoutfit mit perlenden Wassertropfen. Aber das hat ja mit Nackheit nichts zu tun.
FAIL 3
„Weibliche Nacktheit ist banal, männliche etwas Besonderes. Die primären Geschlechtsmerkmale der Frau gelten als so uninteressant, dass ständig verwechselt wird, wie sie eigentlich heißen: Vulva oder Vagina? Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sagt in ihrer Broschüre zur kindlichen Sexualaufklärung der Einfachheit halber »Schlitz«“
Banalität wenn keiner ne Ahnung hat was dieses „Loch“ da eigentlich ist? Aber schön, wie heutzutage so aufgeklärt wird. Nebenbei festzustellen.
FAIL 4
„Die Sache ist die, dass viele nicht unbedingt Bilder von nackten Männern sehen wollen. Bei den meisten Frauen herrscht höfliches Desinteresse vor, was Penisse betrifft.“
Ach. Der arme, unterdrückte Penis… Wo in Zeitschriften tauchen bitteschön Fotos von Vulvas auf?
FAIL 5
„Dann kamen die Feministinnen, und der Penis war, wie heute ein Muslim, dem Generalverdacht ausgesetzt, dem friedlichen Zusammenleben schaden zu wollen.“
Putput. Geht heulen.
Und weil ich eine böse Feministin bin:
Träume hinter dunklem Glas
„Das fühlt sich an wie ein Tritt vors Schienbein“
Zum Teufel mit diesen ach so emanzipierten, links-alternativen und vorzugsweise auch noch toleranten Studenten, die meine Nerven immer wieder arg strapazieren. Die Kategorie von Typen, die dir einen sexistischen Spruch drücken, am Besten sogar übergriffig verhalten und dann bei einer Konfrontation von sich geben: Ich bin doch auf deiner Seite Mädchen, ich habe da doch mal dieses Genderseminar besucht. Wahlweise zuschlagen oder Luft holen und weiterlesen. Es gibt garantiert noch weitere Gelegenheiten. Beliebte Sätze sind „Sei doch nicht so aggressiv, das bringt die Sache doch auch nicht voran“ oder „Du kannst das doch nicht so pauschalisieren“ oder Fragen wie „Findest du nicht, dass du etwas überreagierst?“. Nein finde ich nicht. Ich reagiere nicht über. Ich reagiere überhaupt, was offensichtlich ein paar Weltbilder durcheinander bringt. Und wenn mir dann einer kommt mit „was bist du denn auch so aggressiv“, hola, da kriege ich aber Gewaltfantasien. Um sich mit Diskriminierung auseinanderzusetzen wird inzwischen oftmals im wissenschaftlichen Diskurs versucht nicht über Diskriminierte sondern über Diskriminierende zu sprechen. Also eine Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien. Privilegien, die Menschen haben weil sie weiß, männlich, nicht-behindert, bürgerlich, Teil der Normgesellschaft sind. Ich verstehe, dass es nicht leicht ist. Ich schrecke auch immer wieder zurück wenn ich merke, dass Aussagen von mir beispielsweise rassistisch sind. Weil ich es nicht sofort gemerkt habe, weil ich weiß bin und bürgerlich erzogen, weil ich nicht körperlich behindert bin. Gerade deswegen passieren mir so scheiß „Kleinigkeiten“ wie die Bezeichnung „hautfarben“ zu verwenden. Das ist diskriminierend, setzt eine rassistische Norm – und ich bin privilegiert weil ich mich nicht damit auseinandersetzen muss, sondern die Wahl habe darüber zu reflektieren oder auch nicht.. Vielleicht fehlt diese Sensibilität für die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit eigenen Privilegien, wenn eine Person nicht so sehr von strukturellen Diskriminierungen negativ betroffen ist.Nachfühlen, hey, dann kann er das ja voll verstehen wie das ist als Frau zu leben, er hatte es ja auch nicht immer leicht. Kategorie verständnisvoller weißer Mann, ganz empathisch und total an der Sache interessiert. Da koche ich so richtig in mir drin. „Diese Vorwürfe, dieser aggressive Ton, das fühlt sich an wie ein Tritt vors Schienbein.“ Genau. Bestanden. Das soll es auch sein.
Who cares
Erwachsensein statt the L-word
Zum Teufel mit all denjenigen, die immer Kinder sein wollen. Kinder sind nicht cool. Kinder sind grausam, ignorant und egoistisch. Kinder übernehmen keine Verantwortung. Ich mag Spielplätze. Ich mag Albernheiten und Wasserschlachten. Aber nichts ist anstrengender, als mit Menschen zu tun zu haben, die sich verzweifelt an ein idealisiertes Bild von Kindheit klammern und es nicht schaffen, in der Realität anzukommen. Zugegeben, Realität ist scheiße. Also so wirklich. Aber es gibt kein zurück, kein zurück in einen Bauch in dem alles kuschelig und sicher ist. Kein Zurück in die Embryostellung. Erstens gibt’s generell kein zurück und zweitens ist es auch nicht sonderlich erstrebenswert wieder den Bauch einer Frau zu besetzen die sich dann nur eingeschränkt bewegen kann – und das, um in Fruchtwasser herumzudümpeln. Ich finds eher ziemlich eklig. Was ist daran erstrebenswert, wenn andere für einen Selbst Entscheidungen übernehmen? Wenn man selbst die Verantwortung nicht tragen will – wer übernimmt sie dann? Und wie kann man dann ein emanzipatorisches Leben führen? In Liebesdingen wechselt es dann von Kindheits auf Teeniebene. Beziehungen werden per ICQ gestartet und per Facebook beendet. Im Freundeskreis wird alles im Detail analysiert. Ein Drama topt das nächste. Auf lesbisch wie in „The L-word“ auf hetero wie in jeder x-beliebigen anderen Serie. Nicht das mir so was nicht auch schon mal passiert wäre. Ich habe durchaus einen Hang zum Drama. Eskalieren und aus Verzweiflung heulend auf dem Teppich zusammenbrechen. Und Drama lässt sich nicht immer vermeiden. Dreiecksgeschichten, einseitige Liebe und (oft ungewollter) Betrug. Situation die einfach weh tun. Aber gerade dann, gerade wenn das Leben eh so schmerzhaft ist, ist es doch wichtig, Verantwortung zu übernehmen. Damit es nicht für alle Beteiligen noch schmerzhafter wird. Es braucht keine Teeniestreiterein, kein stressiges Hin und Her, kein ständiges Weglaufen vor den eigenen Gefühlen. Konfrontation mit sich selbst statt Soapdramen, die nur einen schalen Ersatz für echte Emotionen bieten können. Das endet doch in nur noch mehr Schmerz. Statt weglaufen und das Leben dem Fernseherdrama anzugleichen, einer illusionären Kindheitsromantik zu frönen wäre die Realität doch noch ein Alternative. Auch wenn es eine Blase ist, eine feministische Seifenblasenglitzerwelt. Es passiert genug. Das Leben ist eben nicht langweilig. Also meins zumindest nicht. Aber ständig flüchten wir in Soaps. Nur, um sich nicht mit dem eigenen Leben zu beschäftigen. Nur, weil der Mut fehlt auf zu stehen und zu sagen: „Ich find dich gut“ oder auch „So leider nicht für mich“. Für Verantwortung und Erwachsensein und selbstgestaltete Seifenblasenwelten statt Kindlichkeitsvergötterung und Teeniefacebookquark.
Evangelikale Welten Teil II oder: Es ist nicht alles Gott was glänzt
Collagen evangelikaler Widersprüche
Facebookpassivität
Zum xten Mal an diesem Tag öffne ich den Browser, gehe auf Lesezeichen, Blogs, Facebook. Ich logge mich ein. Keine neue Nachrichten. Keine neuen „Gefällt mir“ Informationen.
Ich logge mich wieder aus. Damit Facebook nicht verfolgt, auf welchen Seiten ich mich noch herumtreibe. Dabei sind es immer dieselben zwei, drei Blogs und Foren. Nach 10 Minuten bin ich mit allem durch. Keine Neuigkeiten.
Ich fange von vorne an. Diesmal klicke ich mich nach dem Einloggen auf Facebook durch die Pinnwände. Hinterlasse hier und da ein passives „Gefällt mir“. Entdecke wochenalte Einträge, die mir plötzlich was zu sagen scheinen. Passiv-aktiv.
Beim nächsten Durchlauf fange ich dann an, die youtubevideoeinträge durchzuhören. Interessante Musik hören meine Freund_innen. Schöne Texte, spannende Diskussionen. Einige Sachen langweilen mich, andere bringen mich dazu den Button zu drücken, wenige berühren mein Herz.
(Warum fühle ich mich nur so verloren?)
Facebook-Langeweile-Geklicke. Warten, dass etwas passiert, jemand mich anspricht, etwas verändert.
Von Facebook und den anderen passiv-sozialen Netzwerken geht es dann weiter zu Kino x punkt to.Es ist wie totstellen. Den letzten Rest Leben absaugen. Vorzugweise Serien. Humorvoll oder tieftraurig. Von den Kurzen, 20-Minütigen – meistens die lustigen – lassen sich sehr viele an einem Nachmittag gucken. Die Längeren ermöglichen tieferes Wegtauchen, haben jedoch eventuell nicht den schönen Oberflächen-Effekt. Passiv-passiv. Jede Aktivität aufgegeben.
Keine Zeit zum Lebendig sein. Warten, dass etwas passiert. Warten, dass sich was ändert. Warten, dass die Vergangenheit in einem Sumpf verschwindet, tief in den Morast gezogen wird und nie wieder zum Vorschein kommt.
Ich kann Menschen nicht leiden, die so passiv sind. Sollen die doch ihren Arsch hochkriegen und was in ihrem Leben verändern! Die Wut auf mich selbst auf andere projiziert. Passiver Veränderungswille.
Passt so gar nicht zu meinen politischen Ansprüchen der aktiven Veränderung der Verhältnisse. Vielleicht habe ich morgen genug Energie dazu. Bis dahin überprüfe ich mal wieder meinen Account, ob sich nicht vielleicht doch etwas verändert hat.
Nicht da, Nicht Pusteblume
Neues gibt es auch bald, aber da ich gestern Nacht nebst vieler Schriftbruchstücke auch noch ein paar Texte eingesprochen habe, gibt es eine alte Geschichte von mir als MP3 Datei, damit ihr euch schön zum Urlaubsgefühl was vorlesen lassen könnt. Unter Prosa könnt ihr sie auch lesen, sie ist von 2007 zum einem Schreibwettbewerb unter dem Motto „Nix wie weg?!“.
Es ist eine Schulgeschichte. Oder eine Geschichte über eine andere Wirklichkeit. Oder über Mobbing. Auf jeden Fall ist es eine Geschichte übers Verlorengehen undoder Wütendwerden.