Dieser Text bietet kreative Umgangsformen mit (Winter)krisen und was sonst noch dazu gehört. Und wie schon mal hier erwähnt, Selbstfürsorge muss nicht immer aus tiefster Selbstliebe geschehen. Einfach machen reicht schon. Und weiter unten könnt ihr lesen wie ihr einen Preis von mir gewinnen könnt. 😉
Es ist Winter. Ich mag kalt und ich liebe Schnee. Aber das reicht nicht. Es ist die ganze Zeit Dunkel und die Überlastung des letzten halben Jahres macht sich bemerkbar. Ergo: Ich bin erschöpft. Ich schaffe es nicht zur Uni zu gehen. Menschen überfordern mich. Gedankenspiralen.
Als noch Schnee lag, war es ein bisschen einfacher. Ein Butler-Podcast gehört fürs Seminar und dabei ein Frauenkampfzeichen in den Schnee getreten. Einfach so, ganz allein, für mich. Ich glaube mir fällt es schwer mich auf Menschen zu beziehen, weil das immer so viel Unsicherheit in mir auslöst. Mir fällt es dann leichter, was zu tun. Irgendwas, was für mich sichtbar und greifbar ist. Meditation ist ja so gar nicht meins. Mehr zum schreiend weglaufen.
Gestern wollte ich mich in der Badewanne ertränken. (Nein, nicht ernsthaft, mehr so ein symbolisches Bedürfnis.) Oder mir irgendwie schaden. (Der Gedanke war schon ernsthafter.) Weil das mit der Badewanne #ausgründen nachmittags nicht klappte, stellte ich mich in die Küche zum Pralinen backen. Was andere Menschen daran faszinierend finden: Ich mag die Teile nicht. Ich mag keine Schokolade. Mir wird da schlecht von.
Aber ich liebe Pralinen backen. Das hat etwas sehr meditatives. Schokolade auflösen, mit dem Kochlöffel umrühren, Alsanmargarine schaumig schlagen, Rum in die Masse träufeln… Ja, das mag ich. Es könnte weniger nach Schokolade riechen. Und zum Abschmecken bin ich auf andere angewiesen, ich verzerre dann nur das Gesicht. Und liebe es dann zu beobachten, wie sich bei anderen Menschen das Gesicht selig entspannt wenn sie diese Pralinen in den Mund schieben.
Die Ausrede für mich beim machen: Es ist ja gar nicht für mich, sondern für andere. So kann ich das in der Küche entspannen legitimieren, wenn ich es doch schon nicht über mich bringe, was konkret direkt für mich selbst zu tun. Also wenn ihr mal ein Pralinenbedürfnis habt – ich komm vorbei. Wenn ihr die Schokolade kauft. Und esst.
In der Badewanne war ich trotzdem. Mit Kerzen. Ohne Ertränkpläne. Nur ich und Kerzen und ein Buch. Manchmal ist es nämlich nicht der Winter, sondern der alltägliche Sexismus und Antifeminismus der nervt und auf die Stimmung drückt. Von einer Freundin habe ich vor kurzem ein Buch bekommen: „It’s a jungle out there. The feminist survival guide to politically inhospotable enviroments“ von Amanda Marcotte. Ich war in meiner Wanne also in dieses Buch mit dem tollen Titel vertieft. Passend zum anstehenden Weihnachtsstress das Kapitel zu „Family matters“. Wie mit konservativen Verwandten umgegangen werden kann.
„A lot of conservatices have grown accustomed to thinking that feminists belong to a secret society of women who conspire to create a matriarchy through strategic abortion. […] When around your conservative relatives, you don’t have to be Jane Doe […].Youre someone with a secret identity, just playing the part of the ordinaty person with a family. Think 007 or a superhero or a mobster who goes home and doesn’t talk abput all the people he has to knock off in the coursce of a day’s work. Give relatives who ask about your political activism a small, mysterious smile and shake your head slightly. If you’re not going to convince them, you’re not in such a conspiracy, why not enjoy their belief that you are?“
Da musste ich lachen und sah mich schon in Verwandtschaftsumgebung geheimnisvoll den Kopf schütteln. Und lachen musste ich auch, als ich sah, dass das Kapitel über Sex und Daten etc. endete mit: „So you wanna Buy a Vibrator“.
Das Lachen im Hals stecken blieb mir als ich durch eine Rezension mir die Bilder genauer anguckte. Sexistisch, ja, aber ich dachte, es ist eben eine Comic-Superheldinen-Satire. Leider wird diese noch weiter getrieben, die Kapitelbilder spielen mit „Dschungelbezügen“ und greifen dabei ordentlich in die Rassismuskiste… Grr. Warum muss das so verbreitet sein in feminstischen Publikationen?! Ich habe mich gestern so sehr gefreut und gelacht und wollte euch das Buch so herzlich empfehlen. Kein guter Tipp für ein Weihnachtsgeschenk leider, die überarbeitete Auflage scheint es noch nicht zu geben. Ich habe das Buch gerade erst angefangen, es kann also sein, dass es noch mehr Fails gibt. Es müssen also die Ratschläge aus dem Buch auf das Buch selbst angewendet werden…
Auch wenn ich dieses Buch nun nicht mehr richtig genießen kann, ein wichtiges nehme ich gerade für mich heraus: Ich möchte mehr Spaß haben. Ich möchte Spaß daran haben, mit Sexisten und Antifeminist_innen umzugehen. Kick-ass feminists. Es manchmal genießen können. Es darf kein müssen daraus werden. Es ist gut, sagen zu können: Hey, ich bin verdammt nochmal verletzt! Anerkennung ist das allerwichtigste.
Aber dann braucht es trotzdem einen Umgang. Sich nur ärgern, dann kann ich einpacken, das packe ich nicht. Ich habe jahrelang keine Nachrichten geguckt und gelesen, weil mich das ständige Wiederholen von Kackscheiße genervt hat. Jetzt lese ich Blogs und immer noch selten Mainstreammedien. Aber Kackscheiße ist überall präsent. Gerade auch auf kritischen Blogs. Und damit braucht es einen Umgang. Für mich persönlich. Manche, die schon lange dabei sind, haben bestimmt schon ihre Strategien. Ich weiß nur noch nicht, welche am Besten passen für mich. Ironie und Sarkasmus liegen mir noch am Ehesten.
Online bei Kommentaren lass ich Launen walten. Bin weder mit allem Löschen noch mit allem Veröffentlichen zufrieden. Und manches ist einfach zu lame für Hatr.org – und trotzdem nervig. Mein neuer Plan: Bullshitbingo. Ihr dürft gerne mitmachen. Bei einem Kommentar, bei dem ihr faceplamen müsst, schreibt doch einfach sowas hin wie: „Derailing!“ Oder „Tone-Arguement!“. Und wer am Meisten findet / benennen kann, bekommt einen Preis von mir. Anfangen dürft ihr gerne bei Hetenperformance. Wenn ihr auf euren Blogs mitmachen wollt, sagt mir Bescheid und zählt schön die Treffer! Ich denke mir derweilen einen coolen Preis aus.
Und jetzt setze ich mich an die Nähmaschine und höre dabei den Podcast von der Mädchenmannschaft. So viel Selbstfürsorge und Achtsamkeit, ich bin ganz begeistert von mir.