Schlagwort-Archiv: gewalt gegen frauen

Betroffenheit schützt nicht davor Scheiße zu sein

Ein Text über #Opfer, #Erlebende, Betroffenheitsargumente und Debatten über Vergewaltigung.

Die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal hat ein Buch geschrieben. „Vergewaltigung. Kulturgeschichte eines Verbrechens“. Es war das erste Buch seit langem, dass mich so richtig in Rage gebracht hat. Manchmal war ich so wütend, dass ich nicht weiterlesen wollte. An anderen Stellen hatte ich nicht genug Zettel zum markieren parat, weil selten eine so genaue, treffende Worte findet. Unter Freundinnen sprachen wir eine zeitlang immer wieder über „das Buch“. Wir wüteten und feierten, etwas, was lange kein Buch geschafft hat: So sehr zum Thema zu werden.

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Gerichtlich definiert: So geht einvernehmlicher Sex

Es gibt nicht viele Worte. Alles wurde schon geschrieben, alles wurde schon gesagt. Es bleibt Sprachlosigkeit. Das Problem ist so tief in unserer Gesellschaft, in unserer rape culture verankert, da wundert das Urteil gegen Gina-Lisa Lohfink nicht. Und doch. Die Argumentation der Staatsanwältin enthält so viele Blüten, so viele Aussagen über das, was in unserer Gesellschaft als einvernehmlicher Sex definiert wird.

Das Gericht beschließt: Der Sex war einvernehmlich. Nur das Filmen nicht. Wie einvernehmlich kann Sex sein, wenn währenddessen gegen den Willen gefilmt wird? Wo ist da die Einvernehmlichkeit?

„Die Männer haben sich schäbig verhalten, haben Aufnahmen gemacht. Aber es gab keine Vergewaltigung.“

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Täterblicke

In diesem Text versuche ich dem Phänomen nachzugehen, dass beim Thematisieren von Gewalt gegen Frauen™  immer wieder dem Blick der Täter gefolgt wird. Wie meine regelmäßigen Leser_innen wissen, halte ich nichts davon, Gewalt nicht zu benennen. Das tue ich auch hier explizit. Ich habe mich aber dagegen entschieden die Bilder, die ich beschreibe, auf meinem Blog haben zu wollen. Könnt ihr selbst googlen. Wie immer bin ich dankbar für Kommentare, weiterführende Gedanken und Vorschläge für Handlungsstrategien.

Für eine Recherchearbeit habe ich vor einigen Tagen mal wieder „violence against women“ in die Suchmaschine eingegeben. Ich habe das Tab ganz schnell wieder zu gemacht. Vor einiger Zeit schrieb ich einen ähnlichen Text. „Über Männerfantasien. Vergewaltigungsmythen in Bildern.“ Dabei ging es um Bilder, die im Kontext von Berichten über Vergewaltigung genutzt werden, um die Reproduktion von Mythen. Ich nannte den Text Männerfantasien, denn die Bilder, die produziert werden, sind Fantasien, Fantasien die Gewalt auslagern, nicht als alltägliche Realität betrachten.

Was ist eigentlich mit den Tätern?
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Über Männerfantasien. Vergewaltigungsmythen in Bildern.

Aktuell wird viel über die Veränderung des Strafrechts im Bezug auf sexualisierte Gewalt debattiert. Gut. Es wird sicherlich Zeit, das Deutsche sich mal mit dem Gedanken auseinandersetzen, das ein Nein ein Nein ist. Klingt ziemlich simpel, scheint in diesem Land jedoch ein großes Problem zu sein, grundlegende Rechte anzuerkennen. Doch eine Auseinandersetzung mit dem Strafrecht reicht nicht, so lange unsere gesellschaftlichen Bilder über Vergewaltigung Männerfantasien entspringen. Männerfantasien haben in unserer Gesellschaft die seltsame Eigenschaft, zu Objektivität zu werden. Immer wieder wird diese mit allen Mitteln herrgestellt, Realität geschaffen. Nicht nur Sprache schafft Wirklichkeit, sondern auch Bilder.
Die Bilder, die es im Internet gibt, sind auch die Bilder in unseren Köpfen. Sie kommen harmlos daher, sind scheinbar nur dazu da, einen Text ansprechender zu gestalten. Dabei sind die gesellschaftlichen Vorstellungen, von dem, was sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung bedeutet, tief verankert. Weiterlesen

“Nicht-konsensualer Sex”

Dies ist ein Text über „nicht-konsensualen Sex“. Er bezieht sich auf Erfahrungen, auf Diskussionen und ganz aktuell auch auf zwei Blogtexte, die ich einfach hier echt nicht verlinken möchte. Keine Verlinkungen für Kackscheiße. Mein Text ist nichts neues. Ein paar chaotisch-strukturierte Gedanken und Analyseelemente zu dem Thema. Einfach mal rausgehauen.

 Beispiele und problematische Muster

Was wird denn so zu diesem „nicht-konsensualem Sex“ gezählt? Ein paar Beispiele. Weiterlesen

liebesdinge oder hassgedicht die erste

ach wie liebe ich den alltag
das leben
die blumen und die wiesen und die bäume
den sonnenschein
und bei regen in die pfützen springen
menschenlachen

rewind
zeitlupe und zoom
als meine verwandte meine figur kommentiert
als ein typ mir über die wange streichelt
– aus zuneigung, versteht sich-
als ich den mund öffne
um zu protestieren

ein freund fragt mich warum ich mich denn so aufrege
ob ich mal vergewaltigt worden wäre

ach wie liebe ich den alltag
in der schreinerei
die kreissäge
hobel und zwingen
und vor allem
die kettensäge
habe ich ins herz geschlossen

Psychiatrisch-Patriarchale Kontrolle Teil 2: Gewaltvoller Alltag

Hier kommt Teil 2 von 3 der Reihe: “Psychiatrisch-Patriarchale Kontrolle. Kontinuitätslinien der Konstruktion von Devianz bei Frauen durch die Kategorie “Wahnsinn”.” Dabei geht es in diesem Teil um traumatische Erfahrungen im Frauenkörper ™ und um Gewalt in der psychiatrischen Praxis. Teil 1 findet ihr hier. Und Teil 3 hier.

Alltagsrealtitäten: Gewaltvolle Praxis

Psychiatrie kann als Internierungsort zunächst einen sicheren Rahmen darstellen, es wird Vollversorgung geboten sowie eine klare Tagesstruktur. Auf der andere Seite wirkt sie entmündigend. Menschen werden unselbstständig gemacht und alleingelassen, Gesprächsangebote finden kaum statt. Weiterlesen

Externalisierung von Gewalt gegen Frauen

Zum Teufel mit der verdammten Externalisierung von Gewalt gegen Frauen. Immer woanders. Andere Länder. Im Park. Bloß nicht im Alltag. Bloß nicht bei den Männern, die Umfelder gestalten. Alles die Frauen. Ich krieg das kotzen wenn ich sowas lese und höre.
Erst gestern live auf einer Veranstaltung zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Der Inhalt ging von „Früher war es ja viel schlimmer“, „in arabischen Ländern ist es voll krass“, „meine muslimische Freundin“ und „damals als ich in Kolumbien war“ bis zu „das trifft ja aber auch auf Männer zu“, „Frauen sind nunmal schwächer“, „diese Zahlen zweifel ich an“ und „Kachelmanns Freundin hat ja auch ihren Fankreis“. Weiterlesen

Traumland

Ihre Arme bunt gescheckt
Rot, grün, gelb und blaue Flecken
Jeder sieht bei ihrem Recken
Den Leib, von Narben bedeckt.
Erschrocken heben sich die Augen
Um in ihr Gesicht zu gucken
Bemerken so ihr rasches Ducken
Und wollen doch das Lachen glauben.
Die Treppe wirds gewesen sein
Oder eine ihrer Türen
man wagt es nicht, sie zu berühren
Und weicht zurück vor ihrer Pein.
Nein ich wurde nicht geschlagen
Ich habe keinen Grund zu klagen.

27.2.2008

Ein ganz normaler Tag


Aufwachen
sextourismus
Gähnen
kindesmissbrauch
Zähne putzen
armut
Zur Schule gehen
vergewaltigungen
Lernen
leistungsgesellschaft
Mittagessen
hunger
Sinnvoll beschäftigen
folter und gewalt
Sport treiben
krieg
Mit Freunden treffen
rassismus
Abendessen
umweltzerstörung
Zähne putzen
misstrauen
Fernsehen
wegschauen
Schlafen
alles wie immer

(Juni 2006)