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Facebookpassivität

Zum xten Mal an diesem Tag öffne ich den Browser, gehe auf Lesezeichen, Blogs, Facebook. Ich logge mich ein. Keine neue Nachrichten. Keine neuen „Gefällt mir“ Informationen.
Ich logge mich wieder aus. Damit Facebook nicht verfolgt, auf welchen Seiten ich mich noch herumtreibe. Dabei sind es immer dieselben zwei, drei Blogs und Foren. Nach 10 Minuten bin ich mit allem durch. Keine Neuigkeiten.
Ich fange von vorne an. Diesmal klicke ich mich nach dem Einloggen auf Facebook durch die Pinnwände. Hinterlasse hier und da ein passives „Gefällt mir“. Entdecke wochenalte Einträge, die mir plötzlich was zu sagen scheinen. Passiv-aktiv.
Beim nächsten Durchlauf fange ich dann an, die youtubevideoeinträge durchzuhören. Interessante Musik hören meine Freund_innen. Schöne Texte, spannende Diskussionen. Einige Sachen langweilen mich, andere bringen mich dazu den Button zu drücken, wenige berühren mein Herz.
(Warum fühle ich mich nur so verloren?)
Facebook-Langeweile-Geklicke. Warten, dass etwas passiert, jemand mich anspricht, etwas verändert.
Von Facebook und den anderen passiv-sozialen Netzwerken geht es dann weiter zu Kino x punkt to.Es ist wie totstellen. Den letzten Rest Leben absaugen. Vorzugweise Serien. Humorvoll oder tieftraurig. Von den Kurzen, 20-Minütigen – meistens die lustigen – lassen sich sehr viele an einem Nachmittag gucken. Die Längeren ermöglichen tieferes Wegtauchen, haben jedoch eventuell nicht den schönen Oberflächen-Effekt. Passiv-passiv. Jede Aktivität aufgegeben.
Keine Zeit zum Lebendig sein. Warten, dass etwas passiert. Warten, dass sich was ändert. Warten, dass die Vergangenheit in einem Sumpf verschwindet, tief in den Morast gezogen wird und nie wieder zum Vorschein kommt.
Ich kann Menschen nicht leiden, die so passiv sind. Sollen die doch ihren Arsch hochkriegen und was in ihrem Leben verändern! Die Wut auf mich selbst auf andere projiziert. Passiver Veränderungswille.
Passt so gar nicht zu meinen politischen Ansprüchen der aktiven Veränderung der Verhältnisse. Vielleicht habe ich morgen genug Energie dazu. Bis dahin überprüfe ich mal wieder meinen Account, ob sich nicht vielleicht doch etwas verändert hat.

Normkorsett und Wortekitt

Bloggen… Kolumnen schreiben… Poesie.
Wie Gedanken aus weiter Ferne.
Seitdem ich studiere schreibe ich kaum noch. Wie auch? Ich muss für die Uni ständig Texte schreiben. Schreiben und Lesen. Lesen und auskotzen. Puzzelteile von Theorien zerpflücken und neu wieder zusammensetzen.
Das Leben auskosten. Von durchzechten Nächten über zerbrochene Herzen, stundenlangem Tee und Wein trinken und über die Liebe und das Leben reden. Schlitten fahren obwohl die Bachelorarbeit wartet. Musik machen und Gefühle ertränken, rausschreien und sich verlieren.

So viele Worte, so viel Umschreibungen nur um mir die Frage zu beantworten, warum ich mich immer seltener vor ein leeres Blatt setze. Fehlt mir die Bestätigung, fehlen mir die Themen, bin ich einfach nicht mehr zerstört genug? Kann ich nur depressiv schreiben, bin ich wie ein kleines Kind das zwar lernen konnte, Schmerz zu fassen, jedoch nie die Sprache der Wut entdeckt hat?

Wenn ihr mich fragen würdet wie es mir geht… Es wäre nicht leicht darauf zu antworten. Ein pathetisches “Alles und nichts” käme in Frage. Aber ja, ich bin wütend. Ich entdecke mich neu, neu in gesellschaftlichen Strukturen, die mich zu dem machen, was ich bin, was ich manchmal nicht sein will.

Langsam bekomme ich das Gefühl, wieder etwas zu sagen zu haben. Mich nicht zu verlieren im Chaos der Leere. Oder im leeren Chaos? Poetische Worte für einen Zustand, der nicht greifbar ist. Ein Leben in der Zwischenwelt. Nicht mehr am Boden zerschmettert, aber auch nicht heile. Dieses “heile” wird es wohl auch nie geben. Aber ich finde mehr und mehr Scherben die zusammenpassen, klebe sie mühsam zusammen, kitte Risse und bilde neue Formen.
Manchmal sind die Scherben so scharf, dass ich mir wehtu. Und manchmal halte ich eins dieser Bruchstücke in der Hand und möchte auf die Welt losgehen. Auf alle Menschen die mir weh tun. Die anderen Menschen weh tun, in eine Welt zwängen, in ein Korsett aus Regeln und Normen, dass einem die Luft zum Atmen abschnürrt.

Vielleicht habe ich doch was zu erzählen. Über dieses Korsett, über abgeschnürrte Luft und wütende Ausbrüche, zerstörerische Rache und die Hoffnung auf die kleinen großen Revolutionen.
Vielleicht mögt ihr hier immer mal wieder vorbeischauen, in leichter Zuversicht, dass mir die Worte nicht so schnell wieder ausgehen.

Felsgestein

Fels
Petra
Steinmädchen

nur ein Name
oder viele Namen

Fels wie Stein
ein Mädchen aus Felsgestein

die Jahre haben den Felsen ausgehöhlt
ruhig stand das Steinmädchen da
hat sich nicht gewehrt
sondern das Meer spielen lassen

doch jetzt
bröckelt der Felsen
der Stein zerbricht
die Namen verfliegen
im Wind
und das Meer trägt
die Reste nach und nach
fort

und wundert sich
wo es geblieben ist,
das Steinmädchen